Lebensdaten Prof. Dr. Adolf Miethe
* 25. April 1862
+ 05. Mai 1927
Nachfolgend die Eckdaten aus dem Leben Miethes
Wer mehr ins Detail gehen möchte, kann
weiter unten spezifischere Daten abrufen.
1887
Erfindung des Magnesiumblitzlichtes zusammen mit
dem Forscher J.Gaedicke
Herausgabe einer praktischen Anleitung zum Arbeiten
mit Blitzlicht „Photographie bei Magnesiumblitzlicht“, Verlag von
Wilhelm Knapp, Halle a. S.
1889
Konstruktion einer Magnesiumblitzlampe
Berechnung und Konstruktion eines Anastigmaten
1889 - 1893
Redaktionelle Mitarbeit für das
„Photographisches Wochenblatt“, eine Zeitschrift für Fotografie und
vervielfältigende Künste
1891
Patent auf ein Teleobjektiv
1893
Erschien das Buch „Photographische Optik ohne
mathematische Entwicklungen für Fachleute und Liebhaber,“ Verlag
Mückenberger, Berlin
1894
Gründung „Das Atelier des Photographen″, eine
Zeitschrift für Fotografie und Reproduktionstechnik, Verlag von
Wilhelm Knapp, Halle a. S.
Herausgabe des Beiblattes zum „Atelier des
Photographen“ die „Photographische Chronik“, Verlag von Wilhelm
Knapp, Halle a. S.
Veröffentlichung des Buches „Grundzüge der
Photographie″, Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S.
1895
Erfindung eines Stereo – Entfernungsmessers
Erschien das „Lehrbuch der praktischen
Photographie″, Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S.
1897
Veröffentlichung des Buches „Künstlerische
Landschaftsphotographie″, 12 Kapitel zur Ästhetik fotografischer
Freilichtaufnahmen,Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S.
1898
Herausgeber der „Zeitschrift für
Reproduktionstechnik″ bis 1921, Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a.
S.
1899
Zweiter Autor der Bücher „Archiv für
wissenschaftliche Photographie“, Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a.
S.
1.Band 1899
2.Band 1900/01
1900
Arbeiten über Rotsensibilisatoren mit dem
Lippmannverfahren und über die Herstellung von Filtern für die
Verwendung beim Dreifarbendruck
1901
Arbeiten zu den Themen Spektralanalyse, Anwendung
des Dunkelkammerlichtes und Lichthofbildung bei fotografischen
Schichten
Erfindung eines Chromophotometers
1902
Reichspatent Nr. 142926 zusammen mit dem
Wissenschaftler J. Traube auf das „Verfahren zur Herstellung
panchromatischer Trockenplatten″
Konstruktion einer Wechselschlittenkamera unter der
Bezeichnung „Miethe-Dreifarbenkamera“ und eines Dreifarbenprojektors
1904
Konstruktion einer Farbkamera die unter dem Namen „Bermpohl
– Naturfarbenkamera“ bekannt wurde
Kinematographische Aufnahme eines Ausbruchs von
Sonnenprotuberanzen mit
17– 20 Aufnahmen in der Sekunde
Herausgabe des Buches „Dreifarbenphotographie nach
der Natur″, Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S.
1906
Erste Farbaufnahme von einem Ballon, aus einer Höhe
von 450m
1909
Erschienen die Bücher „Unter der Sonne
Oberägyptens″ mit dem Zusatz zum Titel: „Neben den Pfaden der
Wissenschaft“, Dietrich Reimer Verlag Berlin und „Photographische Aufnahmen vom Ballon aus″
Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S.
1911
Veröffentlichung des Buches „Mit Zeppelin nach
Spitzbergen″, Deutsches Verlagshaus Bong & Co ,Schilderungen und
Bilder von der Studienreise der deutschen arktischen
Zeppelin-Expedition
Veröffentlichung eines 10-seitigen Textes „Über
Lichtverhältnisse in Großstädten“ im Rahmen Städtebaulicher
Vorträge, Verlag Ernst, Berlin
1912
Erste Farbfotografische Aufnahme des Vollmondes
S/W-Aufnahme einer Sonnenfinsternis
1913
Arbeit zur Herstellung feinkörniger Schichten für
die Fotomikrografie
Erschien das Buch „Die Photographie aus der Luft“,
Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S.
1914
Publikation „Naturwissenschaftliche Plaudereien″,
Verlag Mückenberger, Berli
1920
Herausgabe des Buches „Das ABC des Lichtbildners″,
Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S.
1921
Herausgabe einer praktischen Anleitung „Die
Selbstherstellung eines Spiegelteleskops“, Verlag Franckh, Stuttgart
1925
Herausgabe des Buches „Spitzbergen“ Zusatz zum
Titel: „Das Alpenland im Eismeer“, Dietrich Reimer Verlag, Berlin,
Reisebeschreibung
Erschien das Buch „Das Land der Pharaonen″, Kurt
Schroeder Verlag Bonn und Leipzig, eine Reisebeschreibung von Kairo
bis Assuan
1926
Herstellung von Fotografien von Versteinerungen im
ultravioletten Licht, zur Darstellung von Einzelheiten, die im
Tageslicht nur schwach oder nicht erkennbar waren.
Detailinformationen zum Leben Prof. Miethes
Die Entwicklung der Fotografie zwischen 1887 und
1927 ist untrennbar mit dem Wissenschaftler Professor Adolf Miethe
verbunden. Er wirkte auf allen Gebieten der Fotografie. Er war
Forscher, Fotograf, Autor zahlreicher Bücher und Herausgeber von
Zeitschriften.
Am 25. April 1862 wurde Adolf Miethe als
Sohn des Stadtrates Albert Miethe in Potsdam geboren. Dort besuchte
er das Victoria Gymnasium. Im Alter von etwa 16 Jahren weckte die
Fotografie sein Interesse. Sein Wunsch bestand nicht darin ein
künstlerisches Ausdrucksmittel zu finden, sondern das Geheimnis um
die Fotografie übte magische Wirkung auf ihn aus.
A.Miethe selbst schrieb dazu:
"Es war wohl vielmehr die rege Anteilnahme am
Verfahren selbst mit seinem geheimnisvollen, schwarzkünstlerischen
Schimmer, das mich anzog."
Die Fotografie steckte zu jenem Zeitpunkt noch in
den Anfängen. Eine fotografische Industrie, wie sie heute existiert,
gab es noch nicht. Deshalb mussten Fotoplatten unmittelbar vor der
Belichtung selbst hergestellt werden. Wollte der Lichtbildner -
damalige typische Bezeichnung für Fotografen - im Freien
fotografieren, verwendete er einen Fotowagen, auf dem er sein
Zubehör verstaute.
A. Miethe musste seine ersten fotografischen
Versuche mit sehr einfachen Mitteln realisieren. Fotografische
Literatur, Zubehör für die Aufnahmen und gebrauchsfertige
Chemikalien zur Herstellung und Entwicklung der Fotoplatten waren
nur schwer erhältlich und zudem sehr teuer. So diente ihm das Holz
einer Zigarrenkiste und Pressspan als Baumaterial für eine
Lochkamera und einen einfachen Plattenhalter. A. Miethe schrieb in
seinen Lebenserinnerungen:
"Eine Flasche Kollodium war das Kostbarste
dieser Ausrüstung und meine Linse war nach vielen Versuchen aus
einem alten Opernglas entstanden und gut genug."
Kollodium (Zellulosedinitrat) diente in dieser Zeit
als Schichtträger für die lichtempfindlichen Silbersalze bei der
Herstellung von Glasnegativen.
Miethe eignete sich die Techniken der Herstellung,
Belichtung und Entwicklung fotografischer Platten an. Die Ergebnisse
seiner ersten Arbeiten ermutigten ihn, sich weiter mit der
Fotografie zu beschäftigen.
Sein Vater schenkte ihm Anfang der achtziger Jahre
einen englischen Reiseapparat ohne Objektiv. Die Kosten für eine
Linse, ein Aplanat (Steinheilscher Antiplanat), bei welchen der
Fehler des Astigmatismus weitgehend behoben war, betrugen damals
achtzig Mark, die er sich durch Lateinnachhilfe verdiente.

Aplanat
Nach bestandener Reifeprüfung 1883 studierte
er in Göttingen und Berlin die Fächer Physik, Astronomie und Chemie.
Insbesondere der Optik und der Fotochemie widmete er sein Interesse
und begann auf diesen Gebieten zu experimentieren. Diese glückliche
Verbindung zweier weitgehend aufeinander angewiesener Wissenszweige
sicherten ihm in seiner Forschungstätigkeit zahlreiche Erfolge.
Während seiner Berliner Studentenzeit suchte Miethe
Anschluss an Gleichgesinnte. Er trat dem Verein zur Förderung der
Photographie unter der Leitung von H. W. Vogel bei. Hier hatte er
die Möglichkeit Vorträge über seine Versuche mit periskopischen
Objektiven zu halten. Periskope sind verzeichnungsfreie Objektive
mit einem großen Bildwinkel, bestehend aus zwei Menisken aus
Kronglas symmetrisch zur Blende.

Periskop
Des weiteren bot sich ihm in der
vereinseigenen Zeitschrift „Photographische Mitteilungen" erstmalig
die Gelegenheit für Publikationen. Seine erste Veröffentlichung
beschäftigte sich mit der Optik der Lochkamera.
Aus dem Kreis der Mitglieder lernte Miethe den
Wissenschaftler Johannes Gaedicke kennen. Zusammen mit Gaedicke
erfand er 1887 das Magnesiumblitzlicht und verfasste eine
praktische Anleitung zum Arbeiten mit Magnesiumblitzlicht. Damit
wurde es möglich, Fotografien bei schlechten Lichtverhältnissen zu
machen. Miethe machte sich einen Spaß daraus, das Blitzlicht im
Freien zu erproben und die Potsdamer und Berliner Zeitungen hinters
Licht zu führen, die von einem „seltenen Wintergewitter“
berichteten. Nach einiger Zeit gab er den Zeitungen die Erklärung
für die seltsamen Erscheinungen am Himmel. Über diesen Streich war
der Direktor des astrophysikalischen Instituts Prof. H. C. Vogel in
Potsdam, der mit Miethe bekannt war, verärgert, da die Meteorologen
das „Wetterleuchten“ beobachtet und registriert hatten. Nun mussten
die Eintragungen geändert und durch „Unfug Miethe“ ersetzt werden.
Das hielt Vogel jedoch nicht davon ab, das Rezept zur Herstellung
des Magnesiumblitzpulvers mitzunehmen. Es war Miethes Idee, das
Blitzlicht hauptsächlich in der Porträtfotografie anzuwenden. Die
Veröffentlichung des Verfahrens fand reges Interesse und das
Blitzlicht verbreitete sich schnell.
1889 konstruierte Miethe zur besseren Ausnutzung der Leuchtkraft
des Magnesiums eine Magnesiumblitzlampe.
Im gleichen Jahr beschäftigte Adolf Miethe sich
auch mit fotografischen Arbeiten am astrophysikalischen
Observatorium in Potsdam.
Sein Studium in Göttingen setzte er 1888
fort und beendete dieses 1889 mit seiner Promotion über das Thema „Aktinometrie
astronomisch-fotografischer Fixsternaufnahmen“. Seine Dissertation
wurde 1890 vom Volckmann Verlag Rostock veröffentlicht.
Mit der Berechnung optischer Linsen lenkte A.
Miethe bald die Aufmerksamkeit der Industrie auf sich. Im April 1891 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter der optischen
Anstalt Schulze und Bartels in Rathenow.
1894 - 1899 war er wissenschaftlicher
Mitarbeiter und anschließend Direktor bei Voigtländer & Sohn in
Braunschweig. Dr. Miethe arbeitete an Zielfernrohren für
Handfeuerwaffen, Prismen-Doppelfernrohren und galileischen
Fernrohren.
Der Lehrstuhl für Fotochemie an der Technischen
Hochschule in Berlin wurde 1898 durch den Tod von Prof. H. W.
Vogel frei. 1899 erfolgte die Berufung von Dr. A. Miethe als
dessen Nachfolger zum Professor auf den Lehrstuhl für Fotochemie und
Spektralanalyse. Gleichzeitig wurde Dr. A. Miethe Leiter des
Fotografischen Instituts und der Sternwarte an der Technischen
Hochschule Berlin.
Prof. A. Miethe war ein unermüdlicher Forscher und
vor allem auch Förderer vieler Teilgebiete der Fotografie.
Auf dem Gebiet der Optik konnte er Erfolge
verzeichnen. Er befasste sich mit Arbeiten über den Einfluss der
Blendenstellung und der Lichtverteilung im Bild, über Astigmatismus
und über Abbildungen durch kleine Öffnungen.
Im Jahr 1889 gelang ihm die Berechnung und
Konstruktion eines Anastigmaten. Zwei Jahre später meldete er ein
Patent auf ein Teleobjektiv an, das aus einer langbrennweitigen
Sammellinse und einer kurzbrennweitigen Zerstreuungslinse bestand.
Besonders auf dem Gebiet der Fotochemie wurde er
tätig. Miethe führte Untersuchungen zur Erweiterung des
Empfindlichkeitsbereiches der schwarzweiß Emulsion für den
langwelligen Anteil des Spektrums durch und fand 1902 ein Verfahren
für deren panchromatische Sensibilisierung. Das bedeutete die
Vervollkommnung einer wesentlichen Voraussetzung für die
Durchführung der praktischen Dreifarbenfotografie.
Gleichzeitig beschäftigte er sich mit der
technischen Seite der Dreifarbenfotografie. Im Vordergrund stand die
Konstruktion einer Aufnahmekamera. 1902 entwarf er eine
Wechselschlittenkamera, die unter der Bezeichnung „Miethe -
Dreifarbenkamera″ bekannt wurde. Eine weitere Kamera, die er
1904
konstruierte, gehört zu den „klassischen Farbkameras“ und war
folgendermaßen aufgebaut :
Im Kameragehäuse befanden sich zwei
teildurchlässige Spiegel, die in einem Winkel von 45° zueinander
angeordnet waren und jeweils einen Teil des Spektrums ausfilterten.
Damit wurde es möglich mit einer einzigen Aufnahme alle drei
Farbauszüge ohne Zeitparallaxe zu machen. Allerdings war die
Verwendung höher empfindlichen Aufnahmematerials erforderlich, da
immer nur ein Drittel des Spektrums des Lichts auf die Spiegel fiel.
Aus diesem Grund wurde die Kamera erst ab 1930 von dem
Kamerahersteller Bermpohl nach den Entwürfen von Miethe in Serie
gebaut, da inzwischen die Lichtempfindlichkeiten der
panchromatischen Schichten höher lagen und Konstruktionsprobleme der
teildurchlässigen Spiegel beseitigt waren. Erste Prototypen hatte
Miethe bereits 1904/05 hergestellt. Leider existieren von den
Originalen heute keine mehr. Unter dem Namen
“Bermpohl-Naturfarbenkamera“ wurde sie bis 1955 die
bekannteste Farbkamera.
Nachfolgend eine schematische Darstellung der
Naturfarbenkamera:

Außerdem befasste sich Miethe mit Geräten für die
Dreifarbenprojektion.
1902 konstruierte er seinen ersten Dreifarbenprojektor, der
in verschiedenen Ausführungen von den Firmen Bermpohl, Goerz und
Meißner gebaut wurde. Der von Bermpohl produzierte
Dreifarbenprojektor hatte die Objektive übereinander angeordnet. Bei
der Ausführung von Goerz waren die drei Projektoren zur Vorführung
der Farbauszugsnegative in einem Gehäuse untergebracht. Die Geräte
von Goerz und Meißner zeichneten sich durch eine besondere
Bildhelligkeit aus.
Mit seinen farbigen Aufnahmen trat Miethe erstmals
1903 an die Öffentlichkeit und erregte damit großes Aufsehen.
Das Gebiet der Reproduktionstechnik fand im
Photochemischen Laboratorium der Technischen Hochschule eine
Forschungsstätte. Ganz besonders interessierte sich Miethe für das
Drei– und Vierfarbendruckverfahren.
Zusätzlich fand Miethe immer noch Zeit für größere
Reisen. Er unternahm wissenschaftliche Expeditionen nach Oberägypten
zum Studium der Dämmerungserscheinungen, nach Nordnorwegen zur
Beobachtung der Sonnenfinsternis und war wissenschaftlicher
Begleiter und Fotograf der arktischen Zeppelin-Expedition nach
Spitzbergen.
Über die Vorbereitungen schrieb er :
"Mit jedem Teilnehmer kamen zahlreiche
photographische Kasten an Bord. Von dem spulenfressenden Kodak mit
der unsichtbaren Inschrift “ You press the button, we do the rest “
bis zum feinsten Präzisionsinstrument mit einer
vermögensschluckenden Linse war jeder Typ von Kamera vertreten."
Die Erlebnisse seiner Forschungsfahrten publizierte
Miethe in seinen Reisebeschreibungen. Er war der Erste, der die
Farbenfotografie auf Reisen verwendete. In einem Vorwort seines
Buches „Unter der Sonne Oberägyptens“ sagte er folgendes:
"Der Aufgabe, das Erlebte wahrhaft und lebendig
zu schildern, bemüht sich der Verfasser dadurch gerecht zu werden, daß
er seine Kamera zu Hilfe nimmt. Wenn er den gewöhnlichen
Lichtbildern auch das photographische Naturfarbenbild zur Seite
stellt, so bedeutet dies einen Versuch, der den Wert seiner Arbeit
vergrößern dürfte. Falls irgendwo die Farbenphotographie, deren
Leistungen heute schon so vielfältige Wertschätzungen beanspruchen
können, als ein berechtigtes Darstellungsmittel gelten kann, so ist
sie hier wohl am Platz!"
Als Freiballonfahrer unterstützte er die
Luftfotografie, die ihn bis zur Luftfotogrammetrie führte. Seine
Erkenntnisse wurden im ersten Weltkrieg zur Luftaufklärung genutzt.
Die Errichtung einer Prüf – und Versuchsanstalt für
Kinotechnik erfolgte auf seine Initiative.
Seine Erkenntnisse sind in zahlreichen Werken der
Fachliteratur veröffentlicht. Er ist Begründer und Herausgeber
mehrerer Zeitschriften. In der Zeitung „Das Atelier des
Photographen“, die er 1894 gründete, förderte er die Diskussion um
technische Fragen. Er ließ Wissenschaftler und Fotografen über ihre
chemischen Entdeckungen und optischen Weiterentwicklungen zu Wort
kommen. In den monatlichen Mitteilungen aus dem „Photochemischen
Laboratorium der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin“
informierte er über die Ergebnisse seiner Arbeit, wie z. B. den
Aufbau und die Wirkungsweise von Kondensoren, Lichthofbildung bei
fotografischen Aufnahmen, Anleitungen zur Herstellung von Filtern
und Rezepte für Entwicklerlösungen. Er schrieb:
"Fortschritte der Entwicklung – und seien sie
auch noch so verhängnisvoll auf den ersten Blick - sind doch immer
Fortschritte, und zudem nützt es bekanntlich nichts, sich als
Märtyrer unter die Räder des unaufhaltsamen Wagens der Zeit werfen
zu wollen. Es handelt sich für den Mann der Praxis um weiter nichts,
als um die Anpassung und zwar die rechtzeitige Anpassung an den
Fortschritt und das Bestreben, aus demselben den größtmöglichen
Nutzen zu ziehen."
Prof. Miethe hat sich nicht nur als
Wissenschaftler, sondern auch gesellschafts – und berufspolitisch
geäußert. Das wird dadurch deutlich, dass er sich mit Fragen der
Bedeutung der technischen und künstlerischen Ausbildung von
Lehrlingen für das Fotografenhandwerk auseinandersetzte und sich für
die damit verbundene Entwicklung von Gewerbeschulen aussprach.
Miethe war Befürworter der internationalen
Zusammenarbeit im Bereich der Fotografie. An der öffentlich
geführten Diskussion, zum Bestreben fotografische Produkte
ausländischer Firmen zurückzudrängen und Fachausdrücke in das
Deutsche zu übertragen, beteiligte er sich. Er sprach sich gegen die
Eindeutschung technischer Fremdworte aus, da diese bereits fester
Bestandteil der Sprache waren.
„ Die Technik ist international, und ihre Ausdrücke müssen es
bleiben.“ Typische Beispiele dafür sind Retusche, Fotografie,
Atelier und Stativ. Das Atelier hätte in der Übersetzung
Lichtbildnerwerkstatt geheißen.
Für den Berufsstand des Fotografen hatte Miethe
großes Verständnis. In der Zeitschrift „Das Atelier des
Photographen“ schrieb er in den monatlich wiederkehrenden
Tagesfragen immer wieder über die Auseinandersetzung zwischen
Fachfotograf und Amateur als eine zunehmende Konkurrenz.
"Speziell in großen Städten hat sich das Unwesen
dieser Amateure, welche sich vielfach dabei gut stehen,
herangebildet. Sie laufen auf allen Regatten, allen Rennplätzen, zu
allen Festzügen, Paraden u.s.w., photographieren hier und da und
wissen dann ihre Ware unter dem Deckmantel der Gefälligkeit an den
Mann zu bringen. Man zwinge solche Leute, ihr Gewerbe anzumelden,
sich tatsächlich als Gewerbetreibende zu entdecken und sie werden
vielfach diesem Schritt aus dem Wege zu gehen suchen."
Nach Auffassung von A. Miethe war die Zahl der
dilettantisch arbeitenden Amateure sehr groß, Kunst und Technik
schätzten sie nicht genug, ließen es an Ernsthaftigkeit fehlen und
versuchten schnell Geld zu verdienen. Aber er räumte auch ein, dass
durch die Verbreitung der Amateurfotografie ein Preisverfall
eingesetzt hatte und damit die Kosten für den Berufsfotografen
geringer wurden.
Mit der Frage, ob die Fotografie der Kunst oder dem
Handwerk zu zurechnen ist, setzte sich Miethe ein Leben lang
auseinander. Er schrieb über dieses Thema zahlreiche Artikel. 1894
vertrat er die Ansicht, wenn ein Fotograf die technischen Grundlagen
beherrscht und dadurch einen künstlerischen Ausdruck findet, dann
ist Fotografie „Kunst“. Die Berufsfotografie hat er 1901 auf dem
Höhepunkt ihrer Entwicklung beschrieben, die auch die Anerkennung
künstlerischer Kreise verdiente. Zwei Jahre später schrieb er,
Fotografie ist keine Kunst, sondern ein technisches Verfahren, aber
mit der Fotografie als künstlerischer Technik können Kunstwerke
geschaffen werden. In einem späteren Aufsatz von 1909 führte er
folgendes an:
"Nicht der Unterschied zwischen Kamera und
Pinsel, sondern allein die Tatsache, dass der Maler komponiert,
während der Photograph nur den Augenblick analysieren kann, bedingen
den verschiedenen Wert."
Der Zweck der Fotografie liegt nicht allein darin,
künstlerische Aufnahmen herzustellen, sondern auf allen Gebieten des
menschlichen Wissens und Könnens Anwendung zu finden. Für welchen
Bereich sie am wertvollsten ist, lässt Miethe in seinem Artikel von
1920 offen. In einem seiner letzten Aufsätze schrieb er, dass es
erforderlich ist, der Fotografie als künstlerisches Ausdrucksmittel
einen Raum zu gewähren.
Prof. Dr. Miethe war ein Verfechter des
Zentralisationsgedankens der Fotografen-Vereine. Zusammen mit dem
Verleger W. Knapp veranlasste er die Gründung des „Zentralverbandes
Deutscher Fotografen-Vereine und Innungen“ und war führend in der
Vereinstätigkeit. Auf Grund seiner wissenschaftlichen Verdienste und
seines vielseitigen Engagements war er Ehrenmitglied fotografischer
Vereine im In – und Ausland, Präsident des Deutschen
Luftfahrerverbandes und Vorsteher von Jurygruppen auf mehreren
Weltausstellungen.
Am 5. Mai 1927 verstarb Geh. Regierungsrat Prof.
Dr. Adolf Miethe nach längerer Krankheit in Berlin.
nach oben |